Der Klimawandel verändert mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Wirtschaft die Welt, in der wir leben. Diese Auswirkungen werden als Klima(wandel)folgen bezeichnet. Sichtbar und spürbar werden sie bei uns in Bayern z. B. durch schmelzende Gletscher, häufigere und intensivere Hitzewellen, Trockenperioden und Starkregenereignisse, eine Veränderung der Artenzusammensetzung oder eine Verlängerung der Vegetationsperiode.
Schmelzende Gletscher
Durch die Erwärmung schmilzt der Nördliche Schneeferner wie alle bayerischen Gletscher immer weiter ab. Inzwischen hat der Gletscher seine Zunge fast vollständig verloren. Im Herbst 2022 verlor der Südliche Schneeferner seinen Status als Gletscher und wurde zum Toteis degradiert. Von den ehemals fünf bayerischen Gletschern gibt es demnach nur noch vier. Und auch diese werden nicht mehr zu retten sein. Die Folgen des „Gletschersterbens“ für die Natur, aber auch für Wasserhaushalt oder Energieversorgung der Alpenregionen werden erheblich sein.
Gletscher sind wichtige Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten, die insbesondere an kalte Temperaturen und eine hohe Feuchtigkeit angepasst sind. Wenn Gletscher schmelzen, können diese Lebensräume verschwinden und diese Arten gefährdet sein. Gletscher sind eine wichtige Quelle für unser Trinkwasser und die Bewässerung in der Landwirtschaft. Wenn Gletscher schrumpfen, kann das zu einem Rückgang der verfügbaren Wassermenge führen. Gletscher spielen eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung durch Wasserkraft, die eine saubere und erneuerbare Energiequelle darstellt. Wenn Gletscher schmelzen, kann dies zu einem Rückgang der Wasserkraftproduktion führen.
Quelle der Grafiken: Dr. Christoph Mayer, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Erdmessung und Glaziologie, Nördlicher Schneeferner 2006, Nördlicher Schneeferner 2018
Starkregen in ländlichen Regionen
Klimamodelle deuten darauf hin, dass Starkregenereignisse auch bei uns in Deutschland in Zukunft zunehmen werden. Solche Ereignisse können verheerende Auswirkungen haben, wie beispielsweise die Überschwemmungen und Schäden am Fluss Aisch im Landkreis Erlangen-Höchstadt vom 10. Juli 2021 zeigen. Zum Vergleich dient eine Aufnahme vor dem Hochwasser vom 17. Juni 2021.
Starkregen tritt lokal, dafür aber oft mit voller Wucht auf. Häufige Folgen solcher Starkregenereignisse sind Schäden an Bebauung und Infrastruktur, ein verstärkter Eintrag von Schadstoffen in Böden und Grundwasser, Schäden durch Erosionsprozesse oder eine Zerstörung von landwirtschaftlichen Flächen sowie eine Gefahr für Leib und Leben.
Quellen der Bilder:
Bild vom 17. Juni 2021: © Google Earth
Bild vom 10. Juli 2021: Foto: Hajo Dietz Nürnberg Luftbild
Starkregen in Städten
Normaler Regen, aber auch Starkregen sind natürliche Erscheinungsformen des Wettergeschehens. Sie treten lokal und sporadisch auf. Jedoch deuten Klimamodelle darauf hin, dass Starkregenereignisse in Bayern in Zukunft zunehmen werden. Das extreme Hochwasser im Ort Simbach vom 1. Juni 2016 zeigt das verheerende Ausmaß solcher Ereignisse.
Starkregenereignisse können insbesondere in städtischen Gebieten große Auswirkungen haben. Denn in Städten können sie sich verstärken, da die dichte Bebauung und die Versiegelung von Flächen dazu führen, dass das Regenwasser nicht schnell genug abfließen oder versickern kann. Eine der stärksten Auswirkungen in Städten sind Überschwemmungen. Wenn die Abflusskapazität von Flüssen und Entwässerungssystemen überschritten wird, können Straßen, Häuser und die gesamte städtische Infrastruktur überflutet werden, da im städtischen Bereich die Entwässerung vorrangig über das Kanalsystem erfolgt. Dies kann Menschenleben gefährden und zu Sachschäden führen. Starkregenereignisse können auch die Trinkwasserversorgung beeinträchtigen, indem Wasserleitungen beschädigt und die Wasserqualität beeinflusst werden. Es können auch Gesundheitsrisiken entstehen, z. B. durch verunreinigtes Wasser oder Schimmelbildung in Gebäuden. Starkregenereignisse können zu Schäden an der Infrastruktur wie Brücken, Straßen und Gebäuden führen. Diese Schäden können massiv sein und langfristige Auswirkungen auf die betroffenen Städte haben.
Quelle der Bilder: Pressefoto Geiring, WWA Deggendorf
Einfluss von Hitze und Trockenheit auf den Menschen
Zunehmende Hitze und Trockenheit sind zwei Entwicklungen, die sich gegenseitig bedingen. Die Folgen spüren nicht nur Landwirt:innen und Waldbesitzer:innen. Die zunehmende Hitzebelastung beeinflusst das Wohlbefinden der Menschen und auch die Gesundheit. Langanhaltende Hitzeperioden können zur Dehydration und in extremen Fällen zu einem Hitzeschlag führen. Atemwegserkrankungen und Allergien können sich verstärken. Besonders betroffen sind Personengruppen mit Vorerkrankungen, ältere und pflegebedürftige Menschen, Kinder sowie Menschen in Außenberufen. In urbanen Räumen besteht dabei durch den verstärkenden „Wärmeinseleffekt“ ein höheres Risiko für Hitzeereignisse als in ländlichen Räumen. Insbesondere in den Abend- und Nachtstunden kühlt die Stadt aufgrund der Wärmeabstrahlung von Gebäuden und versiegelten Flächen langsamer und weniger ab als das Umland. Diese fehlende Abkühlung in der Nacht ist von großer Bedeutung, da Menschen der nächtlichen Hitzebelastung weniger gut ausweichen können.
Quellen der Bilder: Boris Storz, O. M. - Fotolia, Christian Schwier – Fotolia, Dr. Hermann Kolesch, Sandra Beneke
Klimafolgen für die Artenvielfalt
Der Klimawandel führt dazu, dass sich die Temperaturen und Niederschläge regional verändern. Dadurch können sich die Verbreitungsgebiete heimischer Arten verschieben. Die heimische Flora und Fauna wird durch neue invasive Arten verdrängt, die von den sich verändernden klimatischen Bedingungen profitieren. Wärmeliebende Arten breiten sich aus. Zeitlich aufeinander abgestimmte Nahrungsketten entkoppeln und Fortpflanzungszyklen verändern sich. Dies kann zu einem Rückgang oder gar Aussterben von Arten führen, insbesondere in Lebensräumen am und im Wasser sowie im Gebirge. Insgesamt ist die Artenvielfalt durch den Klimawandel weltweit stark bedroht.
Quellen der Bilder:
Sandra Rojas, Hans-Joachim Fünfstück, Joachim Nittka, Kulgler - LGL
Klimafolgen für die Landwirtschaft
Die zunehmende Hitze und Trockenheit durch den Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Sie führen beispielsweise zu Strahlungsschäden, gefährden pflanzenempfindliche Wachstumsphasen oder bedingen einen erhöhten Wasserbedarf der angebauten Nutzpflanzen. Bewässerungsmaßnahmen werden notwendig, was zu einer Wasserknappheit und Absenkung des Grundwasserspiegels bis hin zu Nutzungskonflikten in bestimmten Gebieten führen kann. Zudem können zunehmende Hitze und Trockenheit das Wohlbefinden und die Produktivität von Nutztieren beeinträchtigen.
Mit der Zunahme von Starkregenereignissen steigt die Gefahr von Wassererosion und Bodenabschwemmung, insbesondere nach längeren Trockenphasen. Des Weiteren sind Ertragseinbußen, fehlende Planungssicherheit und Schäden an Gewächshäusern zu beobachten. Auch die Gefahr von Spätfrost nimmt durch den zeitigeren Vegetationsbeginn tendenziell eher zu als ab. Chancen, die sich in der Landwirtschaft durch eine verlängerte Vegetationsperiode ergeben, wie zum Beispiel die Ausweitung der Anbaugebiete, Qualitätssteigerungen im Weinbau oder Zweitkulturnutzung sind im Wesentlichen von der Verfügbarkeit von Wasser abhängig und durch Hitze und Starkregenereignisse limitiert.
Quelle des Bildes: Hans-Joachim Fünfstück - piclease
Klimafolgen für die Wälder
Steigende Temperaturen, zunehmende Trockenheit und Stürme haben erhebliche Auswirkungen auf das Waldwachstum, die Baumartenzusammensetzung, Risiken durch Schadorganismen und Waldbrände, die Schutz- und Nutzfunktion und damit die Stabilität von Waldökosystemen insgesamt. Für Bayern werden sogar noch stärkere Konsequenzen als im Rest von Deutschland erwartet. Grund dafür sind die hier besonders häufigen vulnerablen Baumarten wie Fichte und Kiefer. Wegen der langen Anpassungszeiten und des fortschreitenden Klimawandels ist in der Wald- und Forstwirtschaft mit einem hohen Anpassungsbedarf, insbesondere in den warm-trockenen Gebieten in Franken sowie in den Mittelgebirgen und im Alpenraum zu rechnen.
Quelle der Bilder: Ralf Petercord - LWF, cdellwo - Fotolia
Reportage: Erderwärmung hautnah – Welche Auswirkungen sind in Bayern zu erwarten
Die Reportage "Erderwärmung hautnah – Welche Auswirkungen sind in Bayern zu erwarten" beleuchtet die weitreichenden Folgen des Klimawandels in Bayern. In Zukunft werden lange Hitzewellen und Trockenheit zur Normalität. Dadurch steigt die Gefahr von Waldbränden. Auch die Hitzebelastung für uns Menschen, besonders in den Städten wird zunehmen. Außerdem gefährden die steigenden Temperaturen die Ernteerträge in der Landwirtschaft. Die Winter werden milder, Schnee fällt als Regen, und die Eistage in den Alpen nehmen weiter ab. Dadurch gibt es im Frühling weniger Schmelzwasser für Flüsse und Seen, was neue Herausforderungen für unsere Wasserversorgung bedeutet. Zwar führt der Temperaturanstieg zu mehr Niederschlag, doch dieser fällt oft als Starkregen, der die trockene Erde überfordert. Die Überschwemmungen der letzten Jahre haben das bereits gezeigt.
Quellen: www.klima.bayern.de, YouTube
Wie der Klimawandel die Alpen verändert
Die Reportage erläutert die Klimafolgen am Beispiel des bayerischen Eibsees am Fuße des mächtigen Zugspitzmassivs. Die kleinen Inseln im Eibsee sind Überbleibsel gewaltiger Felsstürze. Vor etwa 4000 Jahren lösten klimatische Warmphasen diese Felsstürze aus und formten die heutige Landschaft.
Die Alpen sind ein sehr empfindliches Ökosystem, das auf kleine Temperaturänderungen stark reagiert. Steigende Temperaturen bringen hier seltene Pflanzen und Tiere in Bedrängnis. Auch die Gletscher schmelzen. Der Permafrost, der wie ein natürlicher „Kleber“ Felsblöcke zusammenhält, schwindet durch den Klimawandel. Schmelz- und Regenwasser dringen in Risse ein. Im Winter gefriert das Wasser, wodurch Felsstürze wahrscheinlicher werden. So entstanden auch die Inseln im Eibsee, die aus rund 200 Millionen Kubikmeter herabgestürztem Gestein der Zugspitze bestehen.
Quellen: www.klima.bayern.de, YouTube