Alpenvorland
Die Klimaregion Alpenvorland umfasst eine Fläche von rund 4100 km² (s. Abb. 1). Die Höhe variiert zwischen 393 und 1798 m über NN. Die mittlere Höhe beträgt 768 m über NN.

Klimaentwicklung
Vergangenheit
Das Klima in der Klimaregion Alpenvorland hat sich bereits deutlich verändert, dies dokumentieren die Messdaten der Vergangenheit. Betrachtet man die Trends von 1951–2019 (s. Abb. 2), so zeigen sich ein deutlicher Anstieg der Jahresmitteltemperatur um 1,7 °C, wärmere Sommer mit einer Zunahme von fünf Sommertagen, warme Winter mit einer Abnahme um 13 Eistage und knapp eine zusätzliche Woche ohne Regen von April bis Juni.

Zukunft
Wie stark sich diese Trends in Zukunft fortsetzen, hängt davon ab, welche Mengen an Treibhausgasen die Menschheit weiterhin ausstößt. Aussagen über die Zukunft des Klimas trifft die Wissenschaft daher auf der Grundlage von Emissionsszenarien, die von einem unterschiedlich hohen Treibhausgasausstoß ausgehen. Für jedes Szenario werden wiederum mehrere Klimamodelle betrachtet. So ergibt sich eine Bandbreite an Klimasimulationen, mit deren Hilfe sich die Abweichung des künftigen Klimas gegenüber der Vergangenheit einschätzen lässt.
Die folgenden Abbildungen beziehen sich auf zwei verschiedene globale Emissionsszenarien: Das Szenario „ohne Klimaschutz“ (RCP 8.5) geht von einem uneingeschränkten Treibhausgasausstoß aus, das Szenario „mit Klimaschutz“ (RCP 2.6) von einem gebremsten Ausstoß, so dass eine globale 2 °C-Obergrenze noch eingehalten werden kann.
Die wichtigsten Trends zusammengefasst: Ohne Klimaschutz werden in der Zukunft steigende Jahresmitteltemperaturen, wärmere Sommer und mildere Winter erwartet. Intensive Niederschläge werden häufiger auftreten, dabei werden sich die Niederschläge bis zum Jahr 2100 im Sommer verringern und im Winter erhöhen, wobei im Winter davon weniger als Schnee fällt.
Jahresmitteltemperatur
Der Anstieg setzt sich fort: Ohne Klimaschutz wird die Temperatur gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel um 4,1 °C (maximal 4,9 °C) gegenüber der Referenzperiode 1971–2000 zunehmen. Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich der zukünftige Temperaturanstieg jedoch auf 1,1 °C (maximal 1,5 ° C) begrenzen (s. Abb. 3).

Heiße Sommer
Noch stärker als die Jahresmitteltemperatur steigen die Temperaturen im Sommer: Die Zahl an Hitzetagen (> 30 °C) wird im Alpenvorland weiter zunehmen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 18 Hitzetage (maximal 27 Tage) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 4). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf zwei Hitzetage (maximal sieben Tage) begrenzen.

Warme Winter
Verregnete Landschaften statt verschneite Wälder: Selbst im Alpenvorland werden die Winter weniger frostig. Die Zahl an Eistagen wird im Alpenvorland abnehmen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 24 Eistage (maximal 28 Tage) weniger geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 5). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Abnahme jedoch auf neun Eistage (maximal 13 Tage) begrenzen.

Auch die Frostdauer, also die Anzahl aufeinanderfolgender Tage in denen das Minimum der Tagestemperatur unter 0° C liegt, nimmt in Zukunft ab. Ohne Klimaschutz wird die maximale Frostdauer gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 21 Tage (maximal 28 Tage) kürzer sein als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 6). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Verkürzung der Frostdauer jedoch auf acht Tage (maximal 12 Tage) begrenzen.
Heftige Regenfälle
Starkniederschläge treten im Alpenvorland in der Zukunft möglicherweise noch häufiger und intensiver auf als bisher: Die Zahl an Starkregentagen wird im Alpenvorland im Mittel zunehmen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel zwei Starkregentage (maximal drei Tage) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 7). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf einen Starkregentag (maximal 1,4 Tage) begrenzen.

Trockene Sommer
Gelingt es nicht, die Treibhausgasemissionen deutlich zu senken, wird es im Alpenvorland künftig trockener: Ohne Klimaschutz wird der Sommerniederschlag gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel um 12 % (maximal 23 %) gegenüber der Referenzperiode 1971–2000 abnehmen. Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Abnahme der Sommerniederschläge jedoch aufhalten (s. Abb. 8).

Klimafolgen
Im Alpenvorland wird im Vergleich zu den übrigen Regionen in Bayern ein überdurchschnittlicher Temperaturanstieg erwartet. Die sommerliche Hitze wird zunehmen, so dass besonders ältere Menschen unter den hohen Temperaturen leiden werden. Klimasimulationen zeigen, dass insbesondere ab Mitte des Jahrhunderts ohne Klimaschutz Hitzetage und Tropennächte deutlich zunehmen. Selbst im Alpenvorland werden die Winter weniger frostig. Es fällt auch seltener Schnee und er bleibt nicht mehr so lange liegen. Das hat Konsequenzen für den Wasserhaushalt. Die bislang oft mächtige Schneedecke ist ein wichtiger Wasserspeicher, der bis in den Sommer sein Wasser abgibt. Fällt zunehmend mehr Regen als Schnee, könnte das im Süden Bayerns zu Hochwasser im Winter und Niedrigwasser im Frühsommer führen. Wintersport wird weniger wie bisher möglich sein. Große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit könnten in den Bergen ganze Hänge ins Rutschen bringen. Das Relief in der hochgelegenen und regenreichen Region birgt ein großes Risiko an Schlammlawinen und Sturzfluten. Solche Ereignisse könnten künftig noch häufiger auftreten. Denn je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen und umso heftigere Niederschläge fallen. Vor allem in der warmen Jahreszeit können sie als heftige, kurze und örtlich begrenzte Schauer auftreten. In den kühleren Monaten fallen dagegen häufig weniger intensive, dafür langanhaltende und großflächige Niederschläge. Seit 1951 kommen Wochen ohne Regen von April bis Juni immer häufiger vor. Ohne Klimaschutz wird in Zukunft die Zunahme solcher niederschlagsfreien Wochen in der Zeit von Juli bis September erwartet.
Die Folgen des Klimawandels sind im Alpenvorland schon heute spürbar und werden sich insbesondere ohne ambitionierten Klimaschutz weiter verschärfen.
Eine ausführliche Beschreibung der Klimafolgen findet man in den Klima-Steckbriefen:
Anpassungsmaßnahmen
Die Folgen des Klimawandels wie großflächige und lokale Starkregenereignisse, Georisiken oder die Gefährdung der Artenvielfalt und Ökosysteme zeigen sich bereits heute in der Klimaregion Alpenvorland. Deshalb erfordert die fortschreitende Erderwärmung nicht nur, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren, sondern ebenso, sich an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels anzupassen.
Eine Übersicht über wesentliche Anpassungsmaßnahmen findet man in den Maßnahmenblättern im Anhang der Broschüre „Klimaanpassung in Bayern – Handbuch zur Umsetzung“ (Stand: Oktober 2021). Sie beschreiben die Maßnahmen, die sich zur Bewältigung der Klimafolgen eignen und verweisen u. a. auf Praxisbeispiele, einzubindende Akteure und Finanzierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterstützt dieses Handbuch bei der Umsetzung von Maßnahmen und führt schrittweise durch den Anpassungsprozess. Eine Auswahl lokaler Praxisbeispiele wird zudem in einer interaktiven Karte im BayKIS vorgestellt. Die Praxisbeispiele können zur Umsetzung von eigenen Maßnahmen motivieren und inspirieren.
Weiterführende Informationen
Klima-Faktenblätter Bayern und Alpenvorland - Klima der Vergangenheit und Zukunft
Klima-Steckbriefe der Regierungsbezirke Oberbayern und Schwaben