Meeresspiegelanstieg beschleunigt sich

In einer Studie in der Fachzeitschrift Nature rekonstruierte ein internationales Forschungsteam den Meeresspiegelverlauf seit der letzten Eiszeit. Ihr wichtigstes Ergebnis: Der Meeresspiegel ist im Zeitraum von 1900 bis 2020 deutlich schneller gestiegen als in den vergangenen 4.000 Jahren. Die Hauptgründe liegen in der Erwärmung der Ozeane sowie dem Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden. Aber auch das Absinken von küstennahen Großstädten hat einen Einfluss.

Methode

Frühere Studien konzentrierten sich oftmals nur auf Zeiträume um das 20. Jahrhundert, weshalb langfristige Aussagen zum Meeresspiegelverlauf fehlten. Die Autoren der Studie in der Fachzeitschrift Nature schlossen diese Lücke. Das erreichten sie, indem sie geologische Proxys für den Meeresspiegel (Kieselalgen, Strandgestein und Mangroven), Ergebnisse von Paläoumweltuntersuchungen (Sedimente, Küstenlinien und Niederschläge), sowie neuzeitliche Pegel- und Gezeitenmessungen verwendeten. Diese Daten kombinierten sie mit einem räumlich-zeitlichen Modell, um den globalen Meerspiegelanstieg im Zeitraum von 11.700 Jahren bis heute zu rekonstruieren. 

Ergebnisse
Nach dem Ende der letzten Eiszeit stieg der Meeresspiegel im Zeitraum vor 11.700 Jahren bis vor 8.200 Jahren besonders stark – durchschnittlich um 10,7 ± 3,1 Millimeter pro Jahr (siehe Abb. 1). Dieser starke Anstieg wurde durch das Abschmelzen der nordamerikanischen und skandinavischen Eisschilde verursacht. Vor rund 6.000 Jahren lag der jährliche Anstieg dann noch bei etwa 2,8 ± 0,9 Millimeter pro Jahr. Vor rund 3.000 Jahren betrug er nur noch 0,4 ± 0,3 mm Millimeter pro Jahr. In der recht stabilen Phase der vergangenen 4.000 Jahre veränderte sich die Rate des globalen Meeresspiegels kaum (siehe Abb. 1). Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhöhte sich die Änderungsrate wieder. Anfangs verhältnismäßig wenig mit durchschnittlich um 0,10 ± 0,18 Millimeter pro Jahr, dann aber in der zweiten Hälfte schon um 0,76 ± 0,23 Millimeter pro Jahr. Den durchschnittlichen Anstieg von 1900 bis 2020 bezifferten die Wissenschaftler auf 1,51 Millimeter pro Jahr. Dieser Anstieg ist um ein Vielfaches höher als in den Jahrhunderten zuvor.

Bild
Rekonstruierte Änderungsrate des globalen Meeresspiegelanstieg im Zeitraum von 11700 bis heute mit einer Detailansicht seit 4000 v. Chr. Die dunkelblaue Schattierung steht für das 68 %-Konfidenzintervall und die hellblaue Schattierung für das 95 %-Konfidenzintervall.

Abb. 1: Rekonstruierte Änderungsrate des globalen Meeresspiegelanstieg im Zeitraum von 11.700 bis heute mit einer Detailansicht seit 4.000 v. Chr. Die dunkelblaue Schattierung steht für das 68 %-Konfidenzintervall und die hellblaue Schattierung für das 95 %-Konfidenzintervall. Quelle: Natureabgerufen am 27.10.2025.

Ursachen

Der aktuelle Anstieg des Meeresspiegels wird laut der Studie von verschiedenen Faktoren verursacht:

  • Klimawandel: Der Klimawandel führt zu einer Erwärmung der Ozeane und einer Schmelze von Gletschern sowie Eisschilden. Wenn Wasser wärmer wird, dehnt es sich aus, was zu einem Anstieg des Meeresspiegels führt. Außerdem führt die Schmelze von Gletschern und Eisschilden in Grönland und der Antarktis zur Freisetzung von Süßwasser in die Ozeane, was wiederum den Anstieg weiter beschleunigt. 
  • Menschenverursachte Bodensenkungen: Ein weiterer Faktor, insbesondere an der Küste Chinas, ist die Bodensenkung. Die intensive Grundwasserentnahme und der urbane Ausbau küstennaher Städte führen dazu, dass der Boden sinkt, was den relativen Meeresspiegel vor Ort noch weiter anhebt.

Fazit
Die aktuelle Studie zeigt, dass die Änderungsrate des globalen Meeresspiegelanstiegs über Jahrtausende hinweg hauptsächlich sank. Seit dem 19. Jahrhundert kam es jedoch zu einem beschleunigten Anstieg, der eng mit dem Klimawandel und menschlichen Eingriffen in küstennahen Regionen verbunden ist. Diese Veränderungen sind bereits heute eine ernsthafte Bedrohung für die Küstenregionen.