Studienergebnis: Zukünftiger Kollaps der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation möglich

Eine aktuelle Studie im Fachjournal Environmental Research Letters kommt zu dem Schluss: Die Nordatlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC), zu der auch der Golfstrom gehört, könnte im Falle eines weiterhin fortschreitenden Klimawandels zukünftig fast vollständig zum Erliegen kommen.

Was ist die AMOC?

Die AMOC ist ein bedeutendes ozeanisches Förderband (Abb. 1). Sie befördert warmes salzreiches Oberflächenwasser an der nordamerikanischen Ostküste entlang in Richtung des Nordatlantiks. Auf dem Weg in den Norden kühlt das Meerwasser ab. Dieses kältere und zugleich salzreichere Meerwasser sinkt bei Grönland in die Tiefe und strömt als Tiefenwasser zurück in Richtung des Äquators. Dieser Mechanismus sorgt für ein mildes Klima in West- und Mitteleuropa und beeinflusst globale Wetter- und Niederschlagsmuster.

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Schematische Darstellung der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) einschließlich des Golfstromes.

Abb. 1: Schematische Darstellung der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) einschließlich des Golfstromes. Quelle: IPCC 6th Assessment Report, abgerufen am 02.09.2025.

Hauptergebnisse der Studie

Für die Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf die AMOC wurden CMIP6 (Coupled Model Intercomparison Project) - Modellsimulationen bis weit in die Zukunft (2300 bis 2500) ausgewertet. Die Simulationen zeigen, dass die AMOC zukünftig fast vollständig kollabieren kann (Abb. 2). Dabei geht sie in einen Zustand schwacher und flacher Umwälzung über. Diesem Kollaps folgt ein Zusammenbruch der Tiefenkonvektion, also dem Abkühlen und Absinken von Oberflächenwasser in Regionen wie dem Labrador- und dem Nordmeer im mittleren 21. Jahrhundert. Als Folge sinkt der Wärmetransport nach Norden auf nur 20–40 % des heutigen Niveaus (Abb. 2). Das führt zu einer starken Abkühlung im subpolaren Nordatlantik und in Nordwesteuropa, was härtere Winter und veränderte Niederschlagsmuster bedeutet. Dabei berücksichtigen die Modelle bisher nicht den zusätzlichen Süßwassereintrag durch das fortschreitende Abschmelzen des grönländischen Eises. Dieser kann den Kollaps weiter beschleunigen, weshalb die tatsächlichen Risiken möglicherweise unterschätzt werden.

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Stärke und Wärmetransport der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) verschiedener Modellsimulationen.

Abb. 2.: Stärke und Wärmetransport der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) verschiedener Modellsimulationen. Quelle: Environmental Research Letters, abgerufen am 02.09.2025.

Fazit

Die Studie unterstreicht die Sensibilität unseres Klimasystems: Die AMOC, ein bislang stabiler Wärmegeber für Europa, kann bei anhaltenden hohen Treibhausgasemissionen zusammenbrechen – mit langfristigen, wahrscheinlich unumkehrbaren Folgen.