Winterbulletin zum Alpenklima veröffentlicht

Das Winterhalbjahr 2022/2023 in den Alpen war geprägt von langanhaltender Niederschlagsarmut, Schneemangel und weitgehend überdurchschnittlichen Temperaturen. Dies berichten der Deutsche Wetterdienst (DWD), die Geosphere Austria (ehemals ZAMG) und das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz in der zweiten Ausgabe ihrer gemeinsamen Publikationsreihe „Alpenklima“. „Die Alpen sind ein einzigartiges und komplexes Ökosystem. Klimatologische Veränderungen sind hier ausgeprägter als in anderen Regionen. Wenn Winter wie dieser zukünftige regelmäßig auftreten, hat dies weitreichende Folgen für das empfindliche Ökosystem und seine Biodiversität. Naturgefahren werden zunehmen mit Auswirkungen auch auf den Menschen unter anderem in Bezug auf die Gesundheit oder den Tourismus in den Alpenregionen,“ sagt Gudrun Mühlbacher vom Deutschen Wetterdienst in München.

Weitgehend überdurchschnittliche Temperaturen und Niederschlagsmangel

Die Temperaturen im Winterhalbjahr 2022/23 (umfasst die Monate November bis April) waren im Alpenraum insgesamt überdurchschnittlich. Besonders zum Jahreswechsel wurden neue Temperaturrekorde erreicht. Zum Teil gab es, unterstützt durch Föhnwetterlagen, sogar Tagesmitteltemperaturen, die 14 bis 16 °C über dem der Referenzperiode 1991-2020 lagen und eher durchschnittlichen Temperaturen im August entsprachen. Auch am Hohenpeißenberg wurde an Silvester mit 18,6 °C die höchste Temperatur für den Zeitraum Mitte Dezember bis Mitte Januar seit Messbeginn 1781 registriert. Am Ende des Halbjahres wurde es kalt mit unterdurchschnittlichen Temperaturen im April.
Der Niederschlagsmangel aus dem Sommerhalbjahr (siehe Alpenklima SH 2022) setzte sich bis März im Alpenraum fort. Danach gab es zumindest in den Nordalpen Niederschläge, in den Schweizer Südalpen blieb es jedoch weitestgehend trocken.

Schneemangel durch Niederschlagsmangel und hohe Temperaturen

Ausgeprägte Hochdrucklagen über den zentralen Alpen führten zu einem Niederschlagsdefizit, was wiederum auch zu einem Schneemangel im Winterhalbjahr 2022/23 führte. Ausgenommen waren lediglich einzelne Regionen im südlichen Österreich. Verstärkt durch die hohen Temperaturen fiel das Schneedefizit vor allem in den niedrigeren Lagen groß aus. So betrug von November bis Februar die mittlere Schneehöhe unterhalb von 1700 Metern nur 34% des Durchschnitts der Winter 1990/91 bis 2020/21. In Grächen (Schweizer Wallis) fielen sogar nur 4% des vieljährigen Mittels. In den hochalpinen Lagen oberhalb von 2000 Metern war die Lage etwas entspannter, aber auch hier gab es im Mittel zu wenig Schnee. Die mittlere Schneehöhe lag hier bei 66% für den Zeitraum November bis April. Starke Schneefälle traten erst Mitte April auf, vor allem in den Hochlagen der Nordalpen. Das Schneedefizit konnte dadurch aber nur stellenweise behoben werden.

Der Schnee in den Alpen hat eine bedeutende Funktion für den Wasserkreislauf. Schneemangel im Winter kann die Auswirkungen einer längeren Trockenperiode im Sommer verschärfen. Während die Schneearmut im vergangenen Winter dem Tourismussektor große Probleme bereitete, ist für Gletscher und Wasserversorgung durch Schmelzwasser die Schneedecke am Ende des Winters entscheidend. Hier haben die starken Schneefälle im April und nach der Berichtsperiode im Mai in den hochalpinen Lagen größtenteils zu einer leichten Entspannung der Lage geführt. Die zu erwartenden zukünftigen Entwicklungen der winterlichen Schneedecke, gepaart mit steigenden Temperaturen und einem projizierten Rückgang der Sommerniederschläge bis Ende des Jahrhunderts deuten jedoch darauf hin, dass die Auswirkungen des Schneemangels in Zukunft noch sichtbarer werden.

Das Winterbulletin Alpenklima des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die Geosphere Austria (ehemals ZAMG) und des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz finden Sie unter: https://www.dwd.de/DE/leistungen/alpenklima/alpenklima_bulletin.html