Die Indikatoren des Klimafolgenmonitorings beschreiben die Auswirkungen des Klimawandels auf Umwelt, Natur und Gesellschaft (sogenannte Impact-Indikatoren) in den verschiedenen Handlungsfeldern für Bayern.
I-NA-1 Phänologische Veränderungen bei Wildpflanzenarten
© Bayerisches Klimainformationssystem LfU 2025
I-NA-1 Phänologische Veränderungen bei Wildpflanzenarten: Eintritt und Dauer der phänologischen Jahreszeiten.
Kurzbeschreibung
Die Phänologie erfasst den jahreszeitlichen Entwicklungsgang von Pflanzen und Tieren. Die sogenannte phänologische Uhr bildet ab, bei welchen phänologischen Jahreszeiten es zu einer Verfrühung oder Verspätung bzw. zu einer Phasenverlängerung oder -verkürzung kommt. Der Beginn der einzelnen phänologischen Jahreszeiten wird durch den mittleren Eintrittstermin repräsentativer phänologischer Leitphasen (bestimmte Ereignisse in der Entwicklung ausgewählter Wildpflanzenarten) bestimmt.
Bezug zum Klimawandel
Phänologische Veränderungen im Jahresverlauf sind unmittelbare Anzeichen für Auswirkungen der Klimaveränderungen auf Ökosysteme. In den Frühjahrsphasen, die durch Blattaustrieb und Blüte gekennzeichnet sind, reagieren Pflanzen dabei nicht nur auf die Temperatur unmittelbar bei Eintritt der phänologischen Phase, sondern ebenso auf die Summe der Temperaturen im Zeitraum vor dem Eintritt. Den Eintritt der Herbstphasen, die über Fruchtreife, Blattverfärbung und Blattfall beschrieben werden, beeinflussen neben der Temperatur auch die Niederschläge. Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels wird erwartet, dass sich die Verbreitung und die Häufigkeit von Pflanzen und Tieren, die Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften sowie Strukturen und Funktionen von Lebensräumen in Bayern verändern werden.
Definition und Berechnung
Der Indikator I-NA-1 Phänologische Veränderungen bei Wildpflanzenarten stellt Beginn und Dauer von vier zusammengefassten phänologischen Jahreszeiten dar. Der Start der jeweiligen phänologischen Phasen ist wie folgt definiert: Beginn der Blüte des Huflattichs (Vor-Frühling), Beginn der Blüte des Schwarzen Holunders (Früh-Sommer), Beginn der Fruchtreife des Schwarzen Holunders (Früh-Herbst), Herbstliche Blattverfärbung der Stieleiche (Vegetationsruhe) und Herbstlicher Blattfall der Stieleiche (Winter).
Hinweis: Der phänologische Winter muss mit dem Spätherbst zum Zeitraum der Vegetationsruhe zusammengeführt werden, da Daten zum Blattfall der Stieleiche, der Leitphase für den phänologischen Winterbeginn, erst ab 1991 beim DWD vorhanden sind. Die Blattverfärbung der Stieleiche als Startpunkt der Vegetationsruhe heranzuziehen, lässt sich stoffwechselphysiologisch begründen, da die Laubbäume zum Ende der Vegetationsperiode die zur Photosynthese notwendigen Blattfarbstoffe abbauen.
Interpretation
Mittels langfristiger phänologischer Beobachtungen lassen sich Trends für phänologische Veränderungen als Folge des Klimawandels erkennen. Der Vergleich der Zeitspannen 1951–1980 gegenüber 1991–2020 zeigt: In den letzten Jahrzehnten wurde in Bayern ein früherer Beginn des Frühlings (5 Tage eher) und des Sommers (12 Tage eher) sowie ein früher beginnender und deutlich länger andauernder Herbst (13 Tage eher und 16 Tage länger) beobachtet. Die Veränderungen sind dabei am stärksten im Frühling und Herbst ausgeprägt. Diese Phasenverschiebungen führen zu einer Verlängerung der Vegetationszeit.
Eine längere Wachstumsphase könnte bei gewissen Pflanzen zu Ertragssteigerungen führen, z. B. bei Winterraps, wenn eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Wasserverfügbarkeit gegeben ist. Eine zeitiger im Jahr beginnende Vegetationszeit macht Pflanzen jedoch auch anfälliger gegenüber Spätfrost und kann die Synchronisation von Pflanzen und ihren Bestäubern aufbrechen. Für die menschliche Gesundheit haben phänologische Veränderungen zudem Auswirkungen auf das Auftreten von Pflanzenallergenen und die Länge der Pollenflugsaison (siehe I-GE-2, I-GE-3).