Die Indikatoren des Klimafolgenmonitorings beschreiben die Auswirkungen des Klimawandels auf Umwelt, Natur und Gesellschaft (sogenannte Impact-Indikatoren) in den verschiedenen Handlungsfeldern für Bayern.
I-NA-2 Ausbreitung der Sichelschrecke
© Bayerisches Klimainformationssystem LfU 2025
I-NA-2 Ausbreitung der Sichelschrecke, Indikator I: Anzahl der Fundorte der Gemeinen Sichelschrecke (Phaneroptera falcata) oberhalb von 500 m ü. NN sowie prozentualer Anteil der Fundorte differenziert nach vier Höhenstufen (planar, kollin, montan, hochmontan).
Kurzbeschreibung
Als Indikatoren für klimabedingte Veränderungen sind grundsätzlich Insektenarten geeignet, die einerseits von bestimmten Temperaturverhältnissen in ihren Lebensräumen abhängig sind, andererseits aber hinsichtlich ihrer Habitatansprüche möglichst wenig spezialisiert sind. Ihre Unabhängigkeit von spezifischen Lebensraumbedingungen ermöglicht es ihnen, sich mit steigenden Temperaturen weiträumig auszubreiten. Die Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata) ist eine solche Art und wurde aufgrund der Verfügbarkeit ihrer Verbreitungsdaten als Indikator ausgewählt.
Bezug zum Klimawandel
Der Klimawandel gefährdet Arten, deren Verbreitungsgebiete schrumpfen oder die potenzielle neue Lebensräume nicht besiedeln können. Die Lebensräume wärmeliebender Arten weiten sich aus, die kältetoleranter Arten gehen zurück. Damit profitieren wärmeliebende Arten vom Klimawandel, während kältetolerante Arten unter Druck geraten.
Definition und Berechnung
Der Indikator I-NA-2 Ausbreitung der Sichelschrecke zeigt im Indikator I die Anzahl der Fundorte der Gemeinen Sichelschrecke oberhalb von 500 m ü. NN in Bayern sowie den prozentualen Anteil der Fundorte der Gemeinen Sichelschrecke differenziert nach vier Höhenstufen (planar, kollin, montan, hochmontan) für die Zeiträume bis 1990, 1991-1995, 1996-2000, 2001-2005, 2006-2010, 2011-2015, 2016-2020.
Der Indikator II zeigt eine Karte der Fundorte der Gemeinen Sichelschrecke für die Zeiträume bis 1990, 1991-1995, 1996-2000, 2001-2005, 2006-2010, 2011-2015, 2016-2020.
Interpretation
Einhergehend mit der Erwärmung breitet sich die Sichelschrecke in Bayern nach Süden und Osten und damit in höhere Lagen aus. Im ursprünglich zu kühlen Alpenvorland beispielsweise, in dem sie in den 1990er-Jahren noch nicht heimisch war, wurden in den vergangenen Jahren zunehmend Exemplare gefunden. Indikator I zeigt die Anzahl der Funde oberhalb von 500 m ü. NN. In diesem montanen und hochmontanen Bereich lebte die Sichelschrecke bis in die 2010er-Jahre nur vereinzelt. Der überwiegende Teil der Fundorte in Bayern liegt noch immer zwischen 200 und 500 m ü. NN.
Die Karte der Fundorte (Indikator II) zeigt, dass sich der Lebensraum der Sichelschrecke seit der Jahrtausendwende stark ausgedehnt hat. Zu sehen ist aber auch, dass es schon vorher aufgrund von Wärmeperioden (z. B. 1940er-Jahre) einzelne Funde im Süden und Osten Bayerns gab.