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Hitze

In der Meteorologie wird der Begriff Hitze im Verhältnis zu den durchschnittlichen Temperaturen für einen bestimmten Ort und eine bestimmte Jahreszeit definiert. Es gibt keine allgemein gültige Schwelle, ab der eine bestimmte Temperatur als Hitze angesehen wird, da dies von den lokalen klimatischen Bedingungen abhängt sowie je nach individueller Toleranz und persönlicher Empfindlichkeit variiert. Der Klimawandel trägt zur Zunahme von Hitzeereignissen bei, da sich die Durchschnittstemperaturen weltweit erhöhen. Das kann verschiedene Auswirkungen, sowohl auf den Menschen als auch auf die Umwelt haben.

Zunehmende Hitzebelastung

Die Jahresmitteltemperatur in Bayern hat seit der Mitte des 20. Jahrhunderts bereits um 1,9 °C zugenommen. Einhergehend mit einer Zunahme der Jahresmitteltemperatur ist auch die Hitzebelastung in Bayern gestiegen. Deutlich macht dies der Anstieg der Anzahl der Hitzetage, d. h. der Tage mit einem Temperaturmaximum von mindestens 30 °C, um neun Tage seit der Mitte des letzten Jahrhunderts. Klimasimulationen zeigen eine weitere Zunahme der Hitzetage bis zum Ende dieses Jahrhunderts für alle im Bayerischen Klimainformationssystem betrachteten Emissionsszenarien. Für das Szenario „ohne Klimaschutz“ (RCP 8.5) werden gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 22 Tage (maximal 36 Tage) mehr erwartet als in der Referenzperiode 19712000 (s. Abb. 1).

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Vergleich der Zunahme der Hitzetage im Jahr in Bayern für die Emissionsszenarien mit Klimaschutz (RCP 2.6) und ohne Klimaschutz (RCP 8.5) .

Abbildung 1: Vergleich der Zunahme der Hitzetage im Jahr in Bayern für die Emissionsszenarien mit Klimaschutz (RCP 2.6) und ohne Klimaschutz (RCP 8.5) (Quelle: Szenarienvergleich Klimatool BayKIS).

Dabei geht das Szenario „ohne Klimaschutz“ von einem uneingeschränkten Treibhausgasausstoß aus. Ein Vergleich der beiden betrachteten Szenarien für die zu erwartenden Hitzetage zeigt jedoch deutlich, wie stark die zunehmende Hitzebelastung von den zukünftigen Klimaschutzmaßnahmen abhängig sein wird. Für das Szenario „mit Klimaschutz“ (RCP 2.6), dem ein gebremster Ausstoß mit schnell gesenkten weltweiten Emissionen bis hin zu netto null in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zugrunde liegt, lässt sich die Zunahme auf vier (maximal 11) zusätzliche Hitzetage begrenzen. Auch weitere Klimakennwerte wie Sommertage, Tropennächte und Kühltage zeigen für ganz Bayern für das Szenario ohne Klimaschutz einen massiven Anstieg bis Ende dieses Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode 19712000 (s. Abb. 2). Diese zunehmende Hitzebelastung betrifft ganz Bayern, wird sich jedoch in Ballungsgebieten durch den sogenannten Wärmeinseleffekt noch verstärken.

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Änderung der Hitzetage, Sommertage, Tropennächte und Kühltage bis Ende des Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode 1971–2000 für ein Szenario ohne Klimaschutz.

Abbildung 2: Änderung der Hitzetage, Sommertage, Tropennächte und Kühltage bis Ende des Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode 1971–2000 für ein Szenario ohne Klimaschutz.

Regionale Unterschiede

Wie die Karten in Abb. 2 zeigen, wird in ganz Bayern eine Zunahme für alle vier Klimakennwerte erwartet, jedoch gibt es regional z. T. sehr große Unterschiede. Regionen, die im bayernweiten Vergleich überdurchschnittlich große Zunahmen z. B. von Hitzetagen zu erwarten haben, sind die Mainregion, das Südbayerische Hügelland sowie die Donauregion (s. Tab. 1).

Tabelle 1: Anzahl der jährlichen Hitzetage der Vergangenheit und Zukunft für Bayern und die bayerischen Klimaregionen.

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Anzahl der jährlichen Hitzetage der Vergangenheit und Zukunft für Bayern und die bayerischen Klimaregionen.

So zeigt sich, dass Regionen die bereits jetzt die meisten Hitzetage zu verzeichnen haben, auch in Zukunft von größeren Zunahmen betroffen sein werden. Ein sehr ähnliches räumliches Muster ist bei den Tropennächten zu erwarten, also den Nächten, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C fällt. Während alle Regionen Bayerns in der Referenzperiode im Mittel keine Tropennächte zu verzeichnen hatten, wird es ohne Klimaschutz gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel sechs Tropennächte (maximal 18 Tropennächte) geben. Hier werden auch die Mainregion, das Südbayerische Hügelland und die Donauregion über dem bayernweiten Durchschnitt liegen. Beispielsweise wird es in der Mainregion acht Tropennächte (maximal 19 Tropennächte) gegen Ende des Jahrhunderts geben (s. Abb. 3). Städte werden noch deutlich stärker von der Hitzebelastung betroffen sein als es die Klimaprojektionen anzeigen, da hier ein zusätzlicher Wärmeinseleffekt auftritt. Dieser Effekt ist derzeit in den Klimamodellen und damit auch in den Klimakennwerten noch nicht integriert (Grundlagen für die klimaangepasste Stadtplanung schaffen - Methoden und Werkzeuge der Klimaanalyse im besiedelten Bereich).

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Tropennächte pro Jahr im Durchschnitt in der Mainregion für ein Szenario ohne Klimaschutz.

Abbildung 3: Tropennächte pro Jahr im Durchschnitt in der Mainregion für ein Szenario ohne Klimaschutz.

Klimafolgen

Der zu erwartende Temperaturanstieg und die zunehmende Hitzebelastung haben Auswirkungen auf eine Vielzahl von Handlungsfeldern. Die Klima-Steckbriefe für die bayerischen Regierungsbezirke stellen umfassende Informationen zu regionalen Auswirkungen und Folgen des Klimawandels zur Verfügung (s. Abschnitt: „Weiterführende Informationen“). An diesen Publikationen orientiert sich die folgende Aufzählung der durch die zunehmende Hitzebelastung entstehenden Klimafolgen für die jeweiligen Handlungsfelder:

Wasserwirtschaft:

  • Rückgang der Gletscherflächen, dadurch Veränderungen im Wasserhaushalt in den Alpen und im Alpenvorland
  • Beeinträchtigung der Gewässerökologie durch erhöhte Wassertemperatur, erhöhte Verdunstung und veränderte Sauerstoffverhältnisse
  • Erhöhter Trinkwasserbedarf

Menschliche Gesundheit:

  • Direkte Auswirkungen: Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Stoffwechselstörungen, Erkrankungen der Nieren und Atemwege
  • Sinkende Badewasserqualität durch erhöhte Wassertemperaturen

Tourismus:

  • Minderung der Aufenthaltsqualität urbaner Destinationen durch Hitzestress
  • Einschränkung der Erholungsfunktion von Kurorten in Mittelgebirgen, Voralpen und Alpen durch zunehmende Hitzebelastung
  • Erhöhte Wassertemperaturen bedingen eine Zunahme von Algenblüten, eine Abnahme der Gewässerqualität und damit Einschränkungen des Badebetriebs

Landwirtschaft:

  • Beeinträchtigung pflanzenempfindlicher Wachstumsphasen
  • Strahlungsschäden an Blättern, Früchten und Weinreben bei Freilandkulturen im Obst- und Gemüsebau
  • Hitzestress bei Rindern
  • Beeinträchtigung der Milch-, Wachstums- und Reproduktionsleistung von Nutztieren

Forstwirtschaft:

  • Direkte Hitzeschäden an Bäumen
  • Extreme Hitze- und Trockenperioden belasten die Wälder in warm-trockenen Gebieten, wie in Mittelfranken und im Tertiärhügelland
  • Hitzestress und Dürre gefährden Waldkiefer und Europäische Lärche
  • Erhöhte Anfälligkeit gegenüber bestehenden oder neuen Schädlingen und Krankheiten durch klimabedingte Vorschwächen

Städtebau und Bauleitplanung:

  • Verstärkter Wärmeinseleffekt in Städten
  • Steigender Bedarf an Trink- und Brauchwasser sowie Beschattung von Freiflächen und Straßenzügen

Bauwesen:

  • Beeinträchtigtes Innenraumklima, mit negativen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Menschen
  • Gesteigerter Kühlbedarf von Gebäuden verbunden mit erhöhten Kosten

Anpassungsmaßnahmen

Die Folgen des Klimawandels, wie beispielsweise die hier beschriebene zunehmende Hitzebelastung, zeigen sich bereits heute in Bayern. Deshalb erfordert die fortschreitende Erderwärmung nicht nur, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren, sondern ebenso sich an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels anzupassen.

Eine Übersicht über wesentliche Anpassungsmaßnahmen findet man in den Maßnahmenblättern im Anhang der Publikation „Klimaanpassung in Bayern – Handbuch zur Umsetzung“ (Stand: Oktober 2021). Sie beschreiben die Maßnahmen, die sich zur Bewältigung der Klimafolgen, wie beispielsweise die zunehmende Hitzebelastung, eignen. Des Weiteren verweisen sie u. a. auf Praxisbeispiele, einzubindende Akteure und Finanzierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterstützt dieses Handbuch bei der Umsetzung von Maßnahmen und führt schrittweise durch den Anpassungsprozess. Eine Auswahl lokaler Praxisbeispiele wird zudem in einer interaktiven Karte im BayKIS vorgestellt. Die Praxisbeispiele können zur Umsetzung von eigenen Maßnahmen motivieren und inspirieren.

Weiterführende Informationen

Problemfeldanaylse