Neueste Ergebnisse zum höhenabhängigen Klimawandel in Gebirgen

Eine Übersichtsstudie, veröffentlicht in Nature Reviews Earth & Environment, zeigt: Gebirge auf der ganzen Welt reagieren besonders empfindlich auf den anthropogenen Klimawandel – mit verstärkter Erwärmung und verringerten Niederschlägen sowie weniger Schnee. 

Was zeigt die globale Analyse?
Wenn man an Gebirge denkt, hat man meist kühle und schneereiche Regionen vor Augen. Doch die neue Übersichtsstudie zum höhenabhängigen Klimawandel zeigt ziemlich klar: Genau diese Bergregionen verändern sich weltweit besonders schnell. Und zwar nicht nur ein bisschen – sondern messbar stärker als die Flachlandregionen. Zur Veranschaulichung sind in der Abb. 1 alle wichtigen Prozesse dargestellt, die mit höhenabhängigen Klimaveränderungen in Zusammenhang stehen.

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Schematische Darstellung von Prozessen, die mit höhenabhängigen Klimaveränderungen in Zusammenhang stehen. Wenn Veränderungen überwiegend in eine Richtung gehen, werden diese mit + und – für positive bzw. negative Veränderungen gekennzeichnet.

Abb. 1: Schematische Darstellung von Prozessen, die mit höhenabhängigen Klimaveränderungen in Zusammenhang stehen. Wenn Veränderungen überwiegend in eine Richtung gehen, werden diese mit + und – für positive bzw. negative Veränderungen gekennzeichnet. 1 - Die vorherrschenden Winde in der oberen Atmosphäre interagieren mit den Bergen. Die Winde erzeugen Wind- und Lee-Effekte mit unterschiedlichen Gradienten. 2, 3 - Veränderung der Wolkenuntergrenze und der Wolkeneigenschaften. 4 - Verstärkung der Aufwinde und Abschwächung der Abwinde. 5 - Zunahme extremer und variabler Abflussmengen. 6 - Gletscherrückgang. 7 - Anstieg der Schneegrenze und Veränderungen der Schneedecke. 8 - Abnahme der Albedo des Schnees. 9 - Migration und mögliche Ausdehnung oder Schrumpfung von Vegetationszonen in Hanglage sowie Veränderungen in der Zusammensetzung der Vegetation. 10 - Rückgang anthropogener Aerosole, aber Zunahme von Aerosolen durch Waldbrände. 11 – Einfluss hochgelegener Plateaus. 12 - Veränderte Häufigkeit der Bildung von Temperaturinversionen und Kaltluftseen in Bergtälern. 13 - Permafrostabbau. Weitere Details finden Sie in der Übersichtsstudie. Quelle: Nature Reviews Earth & Environment, abgerufen am 01.12.2025.

In der Übersichtsstudie wurden insbesondere die Erwärmung, der Niederschlag und die Schneedecke höhenabhängig untersucht. Das wichtigste Ergebnis: Gebirge erwärmen sich im Durchschnitt stärker als das Tiefland. Laut Analyse liegt diese zusätzliche Erwärmung bei ungefähr 0,21 Grad pro Jahrhundert. Das klingt nicht dramatisch, doch kombiniert mit der allgemeinen globalen Erwärmung entsteht daraus ein echtes Problem. Denn in den Bergregionen hängt vieles direkt von der Temperatur ab, wie unter anderem der Schneefall, die Vegetation, die Wasserverfügbarkeit sowie die Stabilität von Hängen und Gletschern.

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sich die Niederschlagsmuster in vielen der untersuchten Gebirge verändern. Insgesamt wird es trockener – im globalen Mittel um 11,5 Millimeter Niederschlag pro Jahrhundert. Das hat Auswirkungen, denn weniger Niederschlag gefährdet beispielsweise die Bergökosysteme.

Noch deutlicher wird der Trend beim Schnee: Weltweit verlieren Gebirge im Schnitt 25,6 Millimeter Schnee pro Jahrhundert. Vor allem niedrige und mittlere Höhenlagen verlieren schnell an Schneedecke. In sehr hohen, eisdominierten Regionen bleibt der Trend etwas gedämpfter. Die Schneegrenze verschiebt sich weltweit nach oben. Das bedeutet: Viele Gebiete, die früher regelmäßig Schnee hatten, bekommen heute häufiger Regen. Diese Veränderung hat Auswirkungen – auf Flüsse, Böden, Pflanzen und auf Risiken wie Murenabgänge oder Hangrutschungen.

Die Studie zeigt außerdem, dass der höhenabhängige Klimawandel zwischen den Bergregionen erheblich variiert. In den Rocky Mountains und auf dem Tibetischen Plateau stimmen die Muster eher mit den globalen Mittelwerten überein als in anderen Bergregionen. Dagegen variiert die höhenabhängige Erwärmung in den europäischen Alpen in Abhängigkeit von der Region. Denn die europäischen Alpen wirken als natürliche Barriere für Wettersysteme, sodass verschiedene Regionen ein unterschiedlich ausgeprägtes Mikroklima aufweisen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich das Alpengebirge doppelt so stark erwärmt wie der globale Durchschnitt. Im Gegensatz zu vielen anderen Bergregionen nehmen die Niederschlagsunterschiede zwischen Berg- und Tieflandgebieten zu, was möglicherweise auf eine Verringerung der anthropogenen Aerosolbelastung in tieferen Lagen der Alpen zurückzuführen ist. Außerdem nimmt in den Alpen die durchschnittliche monatliche Schneehöhe ab, wobei der Schneeverlust in tieferen Lagen größer ist. Daten aus über 100 Schneefallzeitreihen von 1980 bis 2020 in den nordöstlichen italienischen Alpen zeigen einen negativen Trend bei den Schneefällen in tieferen Lagen und positive Trends in höheren Lagen. Dagegen gibt es keinen klaren Trend in mittleren Höhenlagen zwischen 1.000 und 2.000 Metern.

Fazit
Insgesamt verdeutlicht die Studie: Berge reagieren schneller, direkter und stärker auf den anthropogenen Klimawandel als die meisten anderen Flachlandregionen der Erde. Weniger Schnee, verringerte Niederschläge und eine deutliche zusätzliche Erwärmung zeigen, wie sensibel diese Landschaften wirklich sind. Außerdem veranschaulicht die Studie, dass sich die bisherigen Beobachtungsdaten auf niedrige Höhenlagen in mittleren Breitengraden konzentrierten. Deshalb sind Maßnahmen erforderlich, um die ungleiche Datenverteilung zu beheben sowie die räumliche und zeitliche Auflösung zu verbessern. So könnten die Auswirkungen des höhenabhängigen Klimawandels besser untersucht werden.