In einer Studie der Fachzeitschrift Quaternary Science Reviews hat ein internationales Forscherteam erstmals ein markantes Sedimentprofil aus der Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen untersucht. Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie gigantische Schmelzwasserströme aus der Arktis die globale Meereszirkulation in den letzten 200.000 Jahren beeinflusst haben. Außerdem liefert die Studie wichtige Hinweise auf die potenziellen Folgen des heutigen Klimawandels.
Ergebnisse
Die Framstraße zwischen Nordostgrönland und Spitzbergen ist der Hauptweg für den Schmelzwasserabfluss aus dem Arktischen Ozean. In der neuen Studie untersuchten Forscher vor allem ein Sedimentprofil vom 81. Nördlichen Breitengrad (Abb. 1). Anhand von den im Sediment abgelagerten Foraminiferen – winzigen kalkhaltigen Einzellern – rekonstruieren sie die Schmelzwasserströme der letzten 200.000 Jahre.

Abb. 1: Übersichtskarte des Arktischen Ozeans und der umliegenden Kontinente einschließlich der Lage des untersuchten Sedimentkernes (roter Punkt). Detaillierte Angaben zu den anderen Markierungen sind zu finden im Originalartikel. Quelle: Quaternary Science Reviews, abgerufen am 11.11.2025.
Die Forscher identifizierten vier Zeitintervalle mit besonders starken und langanhaltenden Süßwasserabflüssen aus dem Arktischen Ozean. Diese Schmelzwasserströme ließen sich bis in die westlichen Nordseegebiete zurückverfolgen. Die gute zeitliche Korrelation dieser vier gefundenen Intervalle mit den Abschwächungen der Tiefenwasserzirkulation im Nordatlantik spricht für einen entscheidenden Einfluss des arktischen Süßwasserexports auf das globale Klimasystems der letzten 200.000 Jahre. Insbesondere gelten sie als Auslöser für Instabilitäten der Nordatlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC). Eine andere Veröffentlichung kommt zusätzlich zu dem Schluss, dass die AMOC, zu der auch der Golfstrom gehört, im Falle eines weiterhin fortschreitenden Klimawandels zukünftig fast vollständig zum Erliegen kommen kann (siehe Kollaps der AMOC).
Fazit
Die Untersuchungen liefern erstmals detaillierte Belege dafür, dass arktische Schmelzwasserströme in der Vergangenheit eine Ursache für Veränderungen von globalen Meeresströmungen waren. Die Studie zeigt den engen Zusammenhang zwischen arktischen Veränderungen und globalen Klimaprozessen. Sie unterstreicht die Wichtigkeit der Arktis als Schlüsselregion für das Verständnis des Zusammenhanges zwischen der Ozeanzirkulation und dem Klima, gerade angesichts der aktuellen Klimaerwärmung.