Spessart-Rhön
Die Klimaregion Spessart-Rhön umfasst eine Fläche von rund 1.500 km² (s. Abb. 1). Die Höhe variiert zwischen 148 und 928 m über NN. Die mittlere Höhe beträgt 441 m über NN.

Klimaentwicklung
Vergangenheit
Das Klima in der Klimaregion Spessart-Rhön hat sich bereits deutlich verändert, dies dokumentieren die Messdaten der Vergangenheit. Betrachtet man die Trends von 1951–2019 (s. Abb. 2), so zeigen sich ein deutlicher Anstieg der Jahresmitteltemperatur um 1,9 °C, heißere Sommer mit einer Zunahme von sieben Hitzetagen, warme Winter mit einer Abnahme um 18 Eistage, Starkregen mit einer Zunahme im Frühjahr von bis zu 24 % und trockene Sommer mit 23 % weniger Niederschlag.
Zukunft
Wie stark sich diese Trends in Zukunft fortsetzen, hängt davon ab, welche Mengen an Treibhausgasen die Menschheit weiterhin ausstößt. Aussagen über die Zukunft des Klimas trifft die Wissenschaft daher auf der Grundlage von Emissionsszenarien, die von einem unterschiedlich hohen Treibhausgasausstoß ausgehen. Für jedes Szenario werden wiederum mehrere Klimamodelle betrachtet. So ergibt sich eine Bandbreite an Klimasimulationen, mit deren Hilfe sich die Abweichung des künftigen Klimas gegenüber der Vergangenheit einschätzen lässt.
Die folgenden Abbildungen beziehen sich auf zwei verschiedene globale Emissionsszenarien: Das Szenario „ohne Klimaschutz“ (RCP 8.5) geht von einem uneingeschränkten Treibhausgasausstoß aus, das Szenario „mit Klimaschutz“ (RCP 2.6) von einem gebremsten Ausstoß, so dass eine globale 2 °C-Obergrenze noch eingehalten werden kann.
Die wichtigsten Trends zusammengefasst: Ohne Klimaschutz werden in der Zukunft steigende Jahresmitteltemperaturen, wärmere Sommer und mildere Winter erwartet. Intensive Niederschläge werden häufiger auftreten, dabei werden sich die Niederschläge bis zum Jahr 2100 im Sommer verringern und im Winter erhöhen, wobei im Winter davon weniger als Schnee fällt.
Jahresmitteltemperatur
Der Anstieg setzt sich fort: Ohne Klimaschutz wird die Temperatur gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel um 3,6 °C (maximal 4,8 °C) gegenüber der Referenzperiode 1971–2000 zunehmen. Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich der zukünftige Temperaturanstieg jedoch auf 1,0 °C (maximal 1,5 °C) begrenzen (s. Abb. 3).

Heiße Sommer
Noch stärker als die Jahresmitteltemperatur steigen die Temperaturen im Sommer: Die Zahl an Hitzetagen (> 30 °C) wird in der Klimaregion Spessart-Rhön weiter zunehmen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 20 Hitzetage (maximal 35 Tage) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 4). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf vier Hitzetage (maximal zehn Tage) begrenzen.

Bisher blieb die Klimaregion Spessart-Rhön noch weitgehend von Tropennächten, also Nächten, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C fällt, verschont. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel sechs Tropennächte (maximal 14 Nächte) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 5). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf maximal zwei Nächte begrenzen.

Warme Winter
Kaum Schnee und wenig Frost – die steigenden Jahresmitteltemperaturen führen zu immer milderen Wintern: Ein positiver Effekt warmer Winter ist der sinkende Heizbedarf. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 53 Heiztage (maximal 74 Tage) weniger geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 6). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Abnahme jedoch auf 14 Heiztage (maximal 26 Tage) begrenzen. Die Kehrseite ist, dass die Tage im Jahr, an denen Gebäude mit viel Energie gekühlt werden müssen, in gleichem Maße zunehmen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 43 Kühltage (maximal 75 Tage) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 6). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf 13 Kühltage (maximal 23 Tage) begrenzen.

Heftige Regenfälle
Starkniederschläge treten in der Klimaregion Spessart-Rhön in der Zukunft möglicherweise noch häufiger und intensiver auf als bisher: Die Zahl an Starkregentagen wird in der Klimaregion Spessart-Rhön im Mittel zunehmen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 1,1 Starkregentage (maximal 2,1 Tage) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 7). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf 0,3 Starkregentag (maximal 0,8 Tage) begrenzen.

Umverteilung der Niederschläge zwischen den Jahreszeiten
Ohne Klimaschutz wird vor allem eine Zunahme der Niederschläge im Winter aber auch eine Abnahme im Sommer erwartet: Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 15 % Winterniederschlag (maximal 28 %) mehr geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 8). Mit ambitioniertem Klimaschutz lässt sich die Zunahme jedoch auf 7 % (maximal 14 %) begrenzen. Ohne Klimaschutz wird es gegen Ende des Jahrhunderts im Mittel 16 % Sommerniederschlag (maximal 38 %) weniger geben als in der Referenzperiode 1971–2000 (s. Abb. 8). Mit ambitioniertem Klimaschutz wird es jedoch im Mittel kaum zu einer Änderung kommen. Für das Frühjahr und den Herbst kommen die verschiedenen Klimamodellierungen zu unterschiedlichen Ergebnissen (s. Abb. 8).

Klimafolgen
Die beiden Klimaszenarien mit und ohne Klimaschutz unterscheiden sich besonders ab Mitte des Jahrhunderts: Bei einem ungeminderten Treibhausgasausstoß würde die Temperatur immer stärker ansteigen. Besonders warme Jahre wie 2018 würden dann regelmäßig auftreten. Hinzu kämen extrem warme Jahre, wie sie die Region bisher noch nicht erlebt hat. Die Landwirtschaft kann von verlängerten Vegetationsperioden profitieren. Andererseits kann dadurch das fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Bestäubern aus dem Lot geraten und der Schädlingsdruck zunehmen. Die Höchsttemperaturen im Sommer steigen noch stärker als die Jahresmitteltemperatur. Der Hitzestress wird den Menschen und den Ackerfrüchten zu schaffen machen. In der Klimaregion Spessart-Rhön waren bislang eher kühle Sommer die Regel. Daran sind seltene Tier- und Pflanzenarten der kargen Langen Rhön und des feucht-kühlen Schwarzen Moores perfekt angepasst. Diesen Spezialisten der Hochlagen droht der Verlust ihres Lebensraums. Klimasimulationen zeigen, dass ab Mitte des Jahrhunderts ohne Klimaschutz Hitzeereignisse deutlich zunehmen. Die steigenden Durchschnittstemperaturen führen zu immer milderen Wintern. Skifahren, Rodeln – das wird künftig schwieriger. Etwa, weil in den Wintermonaten eher Regen als Schnee fällt und dieser nicht mehr so lange liegen bleibt. In der Region waren die Sommer im Vergleich zum Gesamtjahr seit je her verhältnismäßig trocken. Es ist die einzige Region in Bayern, in der im Sommer im Mittel weniger Niederschlag fällt als im Winter. Für die zweite Hälfte des Jahrhunderts kommen fast alle Klimasimulationen zu dem Ergebnis, dass der Niederschlag ohne wirksamen Klimaschutz im Sommer abnehmen und im Winter zunehmen wird. Dagegen ist im Szenario mit Klimaschutz im Mittel keine jahreszeitliche Umverteilung zu erwarten. Im Frühjahr und Herbst kommen die verschiedenen Simulationen zu unterschiedlichen Ergebnissen für die Zukunft, im Mittel wird deshalb keine Änderung in diesen Jahreszeiten erwartet. Starkniederschläge werden in Zukunft auch in der Region Spessart-Rhön wahrscheinlich häufiger und intensiver auftreten als bisher. Die Folgen sind verheerend: Sturzfluten gefährden Straßen, Gebäude und Menschen. Der Ackerboden wird weggeschwemmt. Die Sommer waren in der Region im Vergleich zum restlichen Jahr schon in der Vergangenheit regenarm. Die Trockenheit schwächt vor allem die in einigen Gebieten angepflanzten Nadelbäume und macht sie anfällig für den Befall von Schädlingen. Selbst die Buchen, die hervorragend an die bislang vorherrschenden Standortbedingungen angepasst sind, werden an ihre Grenzen kommen. Alarmiert sind auch Biologen: Quellen können versiegen, Mooren droht der Trockenfall.
Die Folgen des Klimawandels sind in der Klimaregion Spessart-Rhön schon heute spürbar und werden sich insbesondere ohne ambitionierten Klimaschutz weiter verschärfen.
Eine ausführliche Beschreibung der Klimafolgen findet man in den Klima-Steckbriefen:
Anpassungsmaßnahmen
Die Folgen des Klimawandels wie großflächige und lokale Starkregenereignisse, Georisiken oder die Gefährdung der Artenvielfalt und Ökosysteme zeigen sich bereits heute in der Klimaregion Spessart-Rhön. Deshalb erfordert die fortschreitende Erderwärmung nicht nur, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren, sondern ebenso, sich an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels anzupassen.
Eine Übersicht über wesentliche Anpassungsmaßnahmen findet man in den Maßnahmenblättern im Anhang der Broschüre „Klimaanpassung in Bayern – Handbuch zur Umsetzung“ (Stand: Oktober 2021). Sie beschreiben die Maßnahmen, die sich zur Bewältigung der Klimafolgen eignen und verweisen u. a. auf Praxisbeispiele, einzubindende Akteure und Finanzierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterstützt dieses Handbuch bei der Umsetzung von Maßnahmen und führt schrittweise durch den Anpassungsprozess. Eine Auswahl lokaler Praxisbeispiele wird zudem in einer interaktiven Karte im BayKIS vorgestellt. Die Praxisbeispiele können zur Umsetzung von eigenen Maßnahmen motivieren und inspirieren.